Der Deutsche Familienverband (DFV) und der Familienbund der Katholiken (FDK) spielen das unfairste Spiel Deutschlands.
Kein Wölkchen trübt den herrlichen Sonnenschein auf dem Berliner Alexanderplatz als die ersten Eltern ihren Kindern nachrufen, nicht so schnell zu rennen, um die aufgebauten Attraktionen des WeltSpielTages zu erreichen.
Die fünfjährige Mia hat ihre Mutter Maria zu einem überdimensionierten „Mensch-ärgere-Dich-nicht“-Brettspiel geführt und greift sich schon die erste Spielfigur. Maria ist 27 Jahre alt und hat zwei Kinder: ihre Tochter Mia und den zwei Jahre jungen Martin, der an einem Stückchen Bretzel kaut und uns von seinem Kinderwagen aus anlächelt.
Etwas argwöhnisch betrachtet sie das Spielfeld. Irgendetwas scheint daran nicht zu stimmen. „Da ist doch etwas nicht richtig!“, wundert sich Maria und spricht uns an. „Der grüne Spieler darf mit fünf Figuren, der rote mit zwei und der gelbe mit nur einer ziehen?“ Nicht nur Maria ist das aufgefallen. Diese und ähnliche Fragen werden wir in der folgenden Zeit noch öfters an unserem Infostand zu hören bekommen.
„Da ist doch etwas nicht richtig!“
„Auf 6 x 6 Metern dürfen Kinder und ihre Eltern nachspielen, wie sehr Familien bei der Rente benachteiligt werden“, erklären wir Maria. Doch bevor wir ein weiteres Wort sagen können, zupft ein Kind an unserer Hose und sagt ganz stolz, dass es gewonnen hätte. Seine gelbe Figur hat er um das gesamte Spielfeld und in seine gelben Endfelder gezogen. Wir bückten uns zu ihm herunter und zeigen ihm, dass er nur gewinnt, wenn er alle seiner drei Endfelder voll bekommt. Dazu muss er seine große gelbe Spielfigur, die einen Erwachsenen darstellt, ins Ziel führen, aber auch zwei Kinderspielfiguren. Da der gelbe Erwachsene aber keine eigenen Kinder hat, muss er mit den Kindern der anderen Spielfiguren spielen.
„So funktioniert die Rente und der Generationenvertrag“, kommen wir wieder mit Maria ins Gespräch zurück. „Die Kinder von heute zahlen später die Renten von morgen. Eltern spielen dabei eine überaus wichtige Rolle, denn mit der Erziehung ihrer Kinder sorgen sie für die zukünftigen Beitragszahler.“
Mit unserem Spiel „Rente sich wer kann“ zeigen wir auf spielerische Weise, welche erheblichen Konstruktionsfehler sich hinter der Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung verstecken. Beispielsweise zählen Mütter zu den häufigsten „Rentenverlierern“, obwohl es genau diejenigen sind, die mit ihrer jahrelangen, unbezahlten Erziehungsarbeit einen elementaren Beitrag zum Erhalt des Rentensystems beitragen.
Doch es bleibt nicht bei einer einzigen Ungerechtigkeit gegenüber Familien. 2001 entschied das Bundesverfassungsgericht im Pflegeversicherungsurteil, dass Eltern verfassungswidrig belastet werden, weil neben den Geldbeiträgen der gleichwertige Erziehungsbeitrag nicht berücksichtigt wird. Der Gesetzgeber wurde daraufhin verpflichtet auch die Kranken- und Rentenversicherung auf die Frage der Beitragsgerechtigkeit hin zu prüfen. Eine wirkliche Prüfung fand aber nie statt.
Damit zahlen bis heute etwa 14 Millionen Eltern mit minderjährigen Kindern mindestens 238 Euro je Kind und Monat zu viel in die Sozialversicherung ein! Schnell summieren sich auf diese Weise hohe Beträge, die den Familien rechtswidrig aus der Tasche gezogen werden.
Wir erklären Maria das komplizierte Thema an einem Beispiel
Ein Kinderloser zahlt den gleichen Betrag in die Rentenversicherung ein, wie eine Familie mit vier Kindern bei gleichem Einkommen, nur dass die Familie zusätzlich noch die Kosten für die Kinder trägt und sich damit mit einem weiteren „Kostenanteil“ an der Sozialversicherung beteiligt. Der kinderlose Erwachsene hat diese Kosten hingegen nicht, obwohl er von der Erziehungsleistung der Eltern bei der Rente profitieren wird.
Bevor wir nur einen weiteren Satz sagen können, werden wir von lauten Rufen unterbrochen. Mia und ein anderes Mädchen streiten sich, weil Letztere mit Mias Kinderspielstein ziehen will. Mia sagt ihr, dass es ihre Spielfiguren seien und setzt sich daraufhin mit verschränkten Armen auf einen ihrer Kinderspielsteine.
„Sehen Sie? Genau das ist das Problem! In unserem Spiel und bei den Sozialversicherungen haben wir eine eklatante Gerechtigkeitslücke. Da sich der Gesetzgeber seit 2001 untätig zeigt und keinerlei Interesse an einer Regelung hat, blieb uns Familienverbänden nur der Weg über drei Musterklagen vor dem Bundessozialgericht und eine entsprechende Informationskampagne. Nach 14 Jahren sagen wir nun: `Wir jammern nicht, wir klagen!´“
Als sich am Sonntagabend die Sonne langsam senkt, haben wir hunderte Gespräche mit Müttern und Vätern geführt. Mia hat sich am Ende mit ihrer Mitspielerin wieder vertragen, aber Eltern müssen weiterhin das unfairste Spiel Deutschlands spielen müssen – ob Sie es wollen oder nicht.
Deshalb: Wehren Sie sich gegen doppelte Beiträge in den Sozialversicherungen!
Stellen Sie einen Antrag auf Beitragsreduzierung!
Zufrieden mit unserem Engagement? Ihre Spende hilft unserem Engagement für Familien!
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